„Im Vertrauen auf Gottes Wirken auch in unserer Zeit können wir die Aufgabe anpacken, den uns in zerbrechlichen Gefäßen anvertrauten Schatz (vgl. 2 Kor 4, 7) so weiterzugeben, wie es unsere Zeit verlangt.“ Diese meinem Fastenhirtenbrief zur österlichen Bußzeit 2002 entnommenen Zeilen sind heute in gleicher Weise gültig wie vor 15 Jahren. Dazwischen liegen ereignisreiche, bewegte, gleichzeitig herausfordernde wie bestärkende Jahre des Pastoralen Prozesses in unserem Bistum, während derer uns die Frage nach der gelingenden Weitergabe unseres christlichen Glaubensschatzes beständig begleitet und Schritt um Schritt geführt hat. Mit der Inkraftsetzung der Strategischen Ziele zur Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda hat dieser Prozess zu Pfingsten 2017 eine entscheidende Wegmarke erreicht, die grundlegend für die Neuausrichtung unseres Bistums auf die Zukunft hin ist.
Um der Menschen Willen gemeinsam auf der Suche nach Gott
An den in meinem Fastenhirtenbrief 2002 enthaltenen Impuls zum Pastoralen Prozess unter dem Thema „Nehmt Neuland unter den Pflug!“ (Hosea 10, 12) schlossen das Hirtenwort im Advent 2002 und das Bischofswort zu Pfingsten im folgenden Jahr an. Vor dem Hintergrund der veränderten gesellschaftlichen sowie innerkirchlichen Bedingungen sind wir als Kirche dazu aufgerufen, uns des Fundamentes unseres christlichen Glaubens immer wieder zu vergewissern und auf dieser Grundlage neue Wege zu beschreiten, um die Menschen unserer Zeit mit der Frohen Botschaft des Evangeliums in Berührung zu bringen. Als Ortskirche von Fulda sind wir „Um der Menschen Willen gemeinsam auf der Suche nach Gott“, wie das Leitwort des Pastoralen Prozesses unseren kirchlichen Auftrag zusammenfasst, der von einer geistlichen, einer pastoralen sowie einer strukturellen Dimension gleichermaßen durchdrungen ist.
Zusammenwachsen
Zur engeren Zusammenarbeit der Pfarreien und Kirchengemeinden wurden in unserem Bistum im Jahr 2006 Pastoralverbünde gegründet. Pastorale Aufgaben sind von diesem Zeitpunkt an neu organisiert und verschiedene Angebote und Projekte in den Pastoralverbünden gemeinsam durchgeführt worden, zum Beispiel im Bereich der Gottesdienste, der Sakramentenkatechese, aber auch in der Sorge für Menschen in Not. Im Jahr 2007 schloss sich die Reform der mittleren Verwaltungsebene mit der Neugliederung der Dekanate und der Veröffentlichung eines neuen Dekanatsstatus an. Zur Unterstützung der in der Pastoral tätigen Seelsorgerinnen und Seelsorger haben vom Herbst 2008 bis zum Sommer 2009 bistumsweit Studientage zur Lebensraumorientierten Seelsorge (LOS) stattgefunden. Zielpunkt dieser Veranstaltungen war die Frage, wie es in der Pastoral möglich ist, zuverlässig auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu antworten.
Zukunftsperspektiven
Im Juli 2009 sind weit über 1000 Haupt- und Ehrenamtliche zum Diözesantag im Fuldaer Kongresszentrum zusammengekommen, um gemeinsam über die Zukunft der Kirche in unserem Bistum zu beraten. Ausgehend von diesem Tag haben Vertreter der Pastoralverbünde auf meinen Wunsch hin „Briefe der Hoffnung“ mit ihren Plänen für vorrangige Ziele und Schwerpunkte in der kirchlichen Arbeit vor Ort geschrieben. In den dann zum Advent 2010 vorliegenden Zusendungen wurde deutlich, wie groß der Wunsch nach einer Neuausrichtung der Pastoral in unserem Bistum ist. In intensiven Gesprächen zwischen den Mitgliedern des Geistlichen Rates, den Pastoralen Dienstgemeinschaften sowie den Pastoralverbundsräten sind diese Anliegen in den Pastoralverbünden von 2010 bis 2012 vertieft und auf den Dekanatstagen vom Herbst 2012 bis Frühjahr 2013 weiterbearbeitet worden.
Grundsätze für die Ausrichtung der Pastoral
Von den Mitgliedern des Geistlichen Rates und der Abteilungsleiterkonferenz im Bischöflichen Generalvikariat sind im Verein mit dem Bischof schließlich „Grundsätze für die Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda“ erarbeitet und am 1. Advent 2014 von mir in Kraft gesetzt worden. Neben der Auswertung der „Briefe der Hoffnung“ nahmen sie auf die demographische Entwicklung im Bistum Fulda und deren Auswirkungen auf das kirchliche Leben sowie die Ergebnisse der Sinus-Milieu-Studie Bezug. Im Vorfeld der Veröffentlichung stand der Text zur Diskussion. Auf Grundlage der von Gremien und Einzelpersonen erfolgten Rückmeldungen wurde er überarbeitet. Eine fundierte Analyse der künftig im Bistum Fulda zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen schloss sich an die Formulierung der Grundsätze an, die vor diesem Hintergrund im weiteren Prozess in konkrete Handlungsschritte übersetzt werden sollten.
Strategische Ziele zur Ausrichtung der Pastoral
Eine Arbeitsgruppe nahm sich dieser Aufgabe unter Leitung des Generalvikars und unterstützt durch eine externe Moderation ab dem Frühjahr 2014 an. Als Entwurfstext lagen die Strategischen Ziele zur Ausrichtung der Pastoral auf dem Weg bis ins Jahr 2030 im März 2016 vor. Von April bis Juli 2016 fanden vier bistumsweite Konsultationsveranstaltungen sowie ein umfangreiches schriftliches Rückmeldeverfahren zum Entwurfstext statt. Die über 200 eingegangenen Rückmeldungen wurden bis zum Jahresende beantwortet und im Seelsorgeamt sowie von der Stabsstelle Strategische Entwicklung im Bistum Fulda gesichtet und bewertet. Auf dieser Grundlage wurde eine überarbeitete Textfassung erstellt. In der Steuerungsgruppe fand Anfang des Jahres die weiterführende Textüberarbeitung statt, die eine Abstimmung im Geistlichem Rat und in der Abteilungsleiterkonferenz im Februar 2017 möglich machte. Abschließend auf zwei Treffen mit den Vorständen der Bistumsgremien sowie Vertretern unterschiedlicher Gruppen konsultiert, liegt die Endfassung der Strategischen Ziele zur Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda nun vor. Damit ist gleichsam der Startpunkt für die verbindliche Umsetzung der Strategischen Ziele auf allen Ebenen des Bistums gesetzt, die nach dem Sommer 2017 in unterschiedlichen Projektgruppen in die Praxis überführt werden sollen.
Mit den vorliegenden Strategischen Zielen versucht das Bistum Fulda, die „Zeichen der Zeit“ (vgl. Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute „Gaudium et spes“, Art. 4) zu verstehen und darauf zu antworten, im tiefen Vertrauen auf Jesu Zusage „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20).
Ihr
+Heinz Josef Algermissen
Bischof von Fulda
Fulda, Pfingsten 2017
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